BESUCH BEI PHONOPHON 10.Nov.2014– Hier trifft man die wahren Klangsucher …

Letzte Korrektur: 11.Nov.2014, 17:38h (Die Namen von Peter W. und Gero K. waren vertauscht)

Am Montagabend des 10.November 2014 hatte ich eine Sitzung im INM (Frankfurt); als die Sitzung endete begann eines der vielen Phonophon Konzerte (https://phonographie.org/?page_id=8). Nach langer Zeit bin ich wieder einmal hingegangen … und es war ein packendes Erlebnis. Laut Ankündigung 10.11.2014: Peter Wießenthaner/Gero Koenig (D) – Patrick Bessler (D) waren zu Gast .

Patrick Bessler bei Phonophon im INM 10Nov2014
Patrick Bessler bei Phonophon im INM 10Nov2014

Patrick Bessler (D) benutzte eine Loop-Schaltung, deren aktuelle Daten sich nicht nur überlagern ließen, sondern die man nachträglich auch abschnittsweise verändern konnte. Dadurch ergaben sich immer wieder neue, überraschende Klangstrukturen, in denen man die Ausgangssignale seiner E-Gitarre kaum noch wiedererkennen konnte. Auf Patrick Bessler (D) – Soundcloud (https://soundcloud.com/patrick-bessler) findet man viele Beispiele.

Georg Koenig beim Phonophon Konzert im INM am 10.November 2014
Peter Wiessenthaner beim Phonophon Konzert im INM am 10.November 2014

Peter Wiessenthaner (D) benutzte ein in Software realisiertes Array von 7 Filtergruppen, jede Gruppe jeweils 6 Filter, also insgesamt 42 Filter. Jede Gruppe wurde jeweils getrennt auf einem eigenen Audiokanal (also auch 7 Boxen) ausgegeben. Der Klang der 7 Boxen mischte sich dann im Raum. Zusätzlich schickte er die Audiosignale in ein Visualisierungsprogramm, das aus lauter gestreckten Ellipsen bestand, die ein – flickerfreies! – ‚Puzzle‘ auf einer Leinwand erzeugten (für Beispiele siehe die Seite (https://wiessenthaner.de). Dort auch weitere Infos.

Peter Wiessenthaner bei Phonophon im INM am 10.Nov.2014
Georg Koenig bei Phonophon im INM am 10.Nov.2014

Gero Koenig (D) beeindruckte mit einem selbstgebauten Instrument, das vom klassischen Piano inspiriert war, aber völlig anders klang und auch völlig anders gespielt wurde. Speziell für sein Instrument hatte er neuartige Saiten anfertigen lassen, die mittels Reibung zum Schwingen gebracht werden. Da gleichzeitig mehr als eine Saite angeregt werden kann ergeben sich vielstimmige Klänge, Akkorde. Der Klang ist eine Art Mischung aus Streichinstrument und Orgel; sehr eindrücklich. Mehr Beispiele und Informationen finden sich (https://chordeograph.de/video-mp3-fotos/).

NACHGEDANKEN
Als cagentArtist bin ich einerseits auch auf der Suche nach neuen Klängen, andererseits geht es aber auch um das gesellschaftliche Phänomen, dass der ‚Mainstream‘ die meisten Menschen alltäglich einer Art ‚Klang-Gehirnwäsche‘ unterzieht, nach der sie sowohl im Hören wie auch im eigenen Klang-Tun gewissermaßen amputiert sind. Sie sind darauf ‚abgerichtet‘, nur noch das zu hören, was sie immer hören, und sie sind ‚demotiviert‘, selber irgendwelche Klänge zu erzeugen, da sie niemals die professionellen Retortenklänge aus den allgemeinen Medien reproduzieren können. Die alltägliche Musikalität erscheint irgendwie ‚zurecht geschrumpft‘, ‚verstümmelt‘.
Um dieser massenhaften ‚Verkrüppelung‘ entgegen zu wirken, braucht es neue Aktivitäten, neue ‚Klang-Gegenstrategien‘, um die Menschen aus ihren ‚Hörkorsetts‘ zu befreien, sie zu befähigen, auch Klänge jenseits des ‚Mainstreams‘ wieder hören zu können.
Der Phonophon Verein mit seinen Phonophon Konzerten repräsentiert hier eine beeindruckende und ermutigende Initiative, die sich gegen diese Massen-Gehirnwäsche stemmt. Die Kreativität, die Originalität und auch das Engagement der hier auftretenden Klangkünstler, die primär eigentlich Klangsucher und Klangexperimentatoren sind, ist einfach wunderbar.